![]() Vor über einem Jahr startete ich eine zweijährige Weltreise. Das erste Jahr verbrachte ich auf dem amerikanischen Kontinent. Ich versuchte, fast jedes bekannte und empfohlene Reiseziel in den besuchten Ländern zu sehen und zu fotografieren. Vor Kurzem reiste ich nach Asien. Ich besuchte die Türkei, das Geburtsland meiner Eltern. Von dort flog ich nach Indonesien. Derzeit erkunde ich Indonesien, das aufgrund seiner 17.000 Inseln auch als „Inselland“ bekannt ist. Während meines Aufenthalts in der Türkei bat mich der Herausgeber von HerbirEmlak, meine Erinnerungen an die besuchten Orte niederzuschreiben. Ich erklärte, dass es einige Zeit dauern würde, meine retrospektiven Notizen zusammenzustellen, aber ich könne über meine Eindrücke von der laufenden Reise schreiben. Nachdem ich mich auf diesen Konsens geeinigt hatte, beginne ich nun, über meine Eindrücke zu schreiben, angefangen mit dem viertgrößten Land der Welt mit 280 Millionen Einwohnern. |
Jakarta,mein erstes Ziel in Indonesien und auch mein erstes Mal im Land überhaupt.
Die Hauptstadt Indonesiens ist mit ca. 35 Millionen Einwohnern einer der größten Metropolregionen der Welt.
Schon nach Ankunft am Flughafen macht sich der typische südostasiatische Flair bemerkbar. Jeder, der schon mal in Südostasien war, weiß was ich meine. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben.

Auf dem Weg vom Flughafen Richtung Innenstadt sieht man Baracken vom Fenster des Zuges. Diese Stadt ist definitiv eine arme Stadt. So ist zumindest mein erster Gedanke. Aber große Metropolregionen haben immer ihre Probleme. Zuwanderung, unkontrollierte Bebauung, Arbeitslosigkeit sind einige Probleme. Auch Jakarta ist eine Stadt, in der die Zuwanderung meist aus anderen Teilen Javas und auch von den anderen Inseln stammt.
Ideen, die Hauptstadt von Jakarta zu verlegen, waren schon lange im Gespräch. Dafür wurde ein Ort auf Borneo dafür auserkoren. Nusantara soll die neue Hauptstadt werden und die Überbevölkerung auf Java etwas reduzieren. Die Stadt wurde auch schon gebaut, wenn auch noch nicht ganz fertig. Das Parlament hat am letzten Unabhängigkeitstag in Nusantara stattgefunden, aber die Stadt wurde noch nicht offiziell als Hauptstadt eingeweiht.
Bin ich ja mal gespannt ob und wann es dazu kommen wird.

In der Stadt angekommen kommt das laute asiatische Land sehr gut zum Vorschein. Überall sind Motorräder und Roller zu sehen. Sie dominieren den Straßenverkehr. Ursprünglich zum Vermeiden von Verkehr, sind Motorräder heute so präsent, dass es mehr Motorräder als Autos zu sehen gibt. Jedenfalls hat es so den Schein. Und natürlich muss man während man die Straße überquert dafür beten, lebend auf der anderen Seite anzukommen. Aber die Indonesier sind gewöhnt, dass Passanten die Straße überqueren und sie selber etwas ausweichen müssen. Mit einer Extraportion Hupe natürlich. Das darf nicht fehlen.
Es gibt Ampeln für Passanten, aber das ist natürlich obligatorisch und da sich die Fahrer nicht immer an ihre roten Ampeln halten, ist es auch schwierig, sich an der grünen Ampel zu orientieren.
Aber das ist eben das Abenteuer daran. Sonst würde Reisen doch nicht so Spaß machen.

Auf den ersten Blick ist Jakarta nicht diese gigantische Stadt. Es ist relativ wenig los, Straßenbahnen sind nicht überfüllt, Verkehr gibt es, ja, aber nicht viel mehr als in anderen größeren Städten.Nur die Fülle an Baracken die ich vom Flughafen in die Stadt gesehen habe vermitteln diese Größe der Stadt und dann der Verkehr zur Rush Hour. Es ist mir ein Rätsel, wo sich die ganzen Menschenmassen aufhalten.
Jakarta ist nicht die typische Touristenstadt. Wenn Touristen Indonesien bereisen, ist es meistens Bali. Seit einigen Jahren sind Lombok, Flores und Ost-Java sehr gut besucht. Doch Jakarta bleibt meist weit hinten bei Reisenden. Es gibt auch wenig Direktflüge von Europa, wohingegen nach Denpasar, Bali, sehr viele Fluggesellschaften fliegen. Während Bali mit Übertourismus kämpft, ist Jakarta, oder auch West-Java, eher nicht der Rede wert. Habe ich jemals jemanden nach Jakarta reisen hören oder auf Instagram gesehen? Nein, noch nie.
Als ich beschlossen hatte, nach Indonesien zu gehen, wollte ich nicht nur die bekannten Orte besuchen. Ich wollte Java bereisen. Da war es nur gut in Jakarta anzufangen. Bei meiner Recherche kam zu Tage, dass Jakarta nicht wirklich prägnante und wichtige Sehenswürdigkeiten hat. Es ist einfach die Hauptstadt und größte Stadt des Landes.Aber das hieß lediglich, nur einen kurzen Aufenthalt zu planen und nicht, es auszulassen.

Indonesien ist eine frühere niederländische Kolonie und Jakarta hieß Batavia. 1945 wurde Indonesien unabhängig und Batavia wurde in Jakarta umbenannt. Die Altstadt vom damaligen Batavia ist von weißen Kolonialhäusern geprägt. Vor allem der Fatahillah-Platz, der Kern der Altstadt. Das alte Rathaus mit typisch europäischem Wetterhahn auf dem Dach fällt mir sofort ins Auge.
Was mir ebenfalls auffällt ist die Anzahl der Touristen die am Platz schlendern. Es gibt doch mehr Touristen als ich vorher gedacht hatte. Weil ich neugierig bin, höre ich zu, wenn sie vorbeigehen und höre sofort das Niederländische raus. Die meisten Touristen sind anscheinend Niederländer. Aber auch Englisch höre ich oft.
Gegenüber dem Rathaus gibt es im sehr schicken Café Batavia, das natürlich im europäischen Stil gehalten ist, leckeren Kaffee und Törtchen mit Blick auf den Platz und das Rathaus. Die Klientel sind überwiegend Touristen, aber vereinzelt Einheimische habe ich auch gesehen.

Beim Schlendern durch die Straßen fallen mir viele Cafés ins Auge, die alle niederländisch angehaucht sind, ‚Koffies’.
Ob der Name des Geschäfts oder die Menükarte, sie sind niederländisch geprägt. Und das verteilt sich in der Stadt und ist nicht nur in der Altstadt zu sehen.
Weiter zum Nationalmonument bekräftigt sich meine Observierung, dass Jakarta überwiegend von Niederländern besucht wird. Das Nationalmonument, ein 137 m hoher Turm, wurde als Symbol für den Kampf um die Unabhängigkeit errichtet. Die Flamme an der Spitze ist der Freiheitsstatue nachgebildet. In der Eingangsetage ist die Geschichte der Unabhängigkeit mit Texten und Figuren zu sehen. Auf der obersten Etage befindet sich eine Aussichtsplattform.

Der Platz um das Monument ist mit Bäumen und Palmen gesäumt. Das kann man sehr gut von der Aussichtsplattform aus sehen.
Auch kann man die Kathedrale und die große Istiqlal Moschee sehen, die größte Moschee Südostasiens. Beide Gotteshäuser haben ebenfalls eine weiße Architektur. Als muslimisch geprägtes Land ist es interessant zu erleben, wie die Einheimischen auf mich, als weiße Muslimin, reagieren etwas witzig. So wollte man mich doch wirklich nicht zum Beten in die Moschee lassen. Erst als ich es ausgesprochen habe, hat man mir den Weg gezeigt. Sowas hatte ich auch noch nie erlebt.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Hafen von Jakarta. Das hat mir dann zeitlich nicht mehr gereicht. Vor allem auch deswegen, weil es schon kurz nach 17.00 Uhr dunkel wird. Das Nationalmuseum für Interessierte lohnt sich sicher ebenfalls. Auch dafür war die Zeit dann auch etwas knapp.
Jakarta ist an sich nicht wirklich eine sehr interessante Stadt, das muss ich ehrlich zugeben. Für 1-2 Tage kann man etwas zu tun finden, aber wenn man knapp bei der Zeit ist, könnte man eventuell auch nur den Flughafen zur Anreise nutzen. Die Zugverbindungen in andere Teile der Insel sind gut ausgebaut.

















